07.04.2019 – 5.Fastensonntag

Der Mensch hat Barmherzigkeit nötig, nicht nur Recht und Gerechtigkeit.

Barmherzigkeit nötig haben bedeutet das Eingeständnis der Niederlage:
Vater, ich habe gesündigt. Der Unterlegene ist für Gott nicht verloren.
Gott stellt den Menschen auf die Füße, damit er den Weg seines Lebens weiter gehen kann. So schenkt Gott Barmherzigkeit.
Das Beispiel von heute: die Frau, erwischt beim Ehebruch – der Tod durch Steinigung droht ihr – liegt vor Jesus am Boden. Er heißt Unrecht nicht gut – ihr Unrecht bleibt Unrecht.  Und – er hilft auch  ihr auf: „Geh hin und sündige nicht mehr. Hat dich niemand verurteilt – so will auch ich dich nicht verurteilen.“
Er heißt die Sünde, das selbst Verschuldete nicht gut, er bagatellisiert nicht, sondern, weil es auch um den Menschen geht und vor allem um den Menschen im Sünder geht, versöhnt er sie mit ihrer Geschichte: “Steh dazu, und steh wieder auf, beginne als erneuerter Mensch zu leben.“ So denkt Gott, so handelt Gott, so liebt Gott. So will er auch die Seinen, die seinen Namen tragen, anstecken, so zu denken, zu handeln, zu lieben. Hinter jeder Not steht ein Mensch, der sich nicht mehr zu helfen weiß, der sich nicht mehr zurechtfindet, und sei es auch aus Leichtsinn und aus eigener Schuld oder Dummheit.  Das Evangelium weist den Weg: die Frau, am Ende, vor sich den Tod, wird aufgerichtet: ein Stück Hoffnung wird eingepflanzt und soll blühen: trotz deiner Vergangenheit – du sollst leben, ohne abgestempelt, verurteilt, vorverurteilt dahinvegetieren zu müssen.
Das heißt Liebe – das bedeutet konkret: den Dingen auf den Grund gehen, hinter der Notsituation den Menschen sehen, im Blick auf jeden Menschen
den Herrn sprechen hören.

Schauen wir doch nach, wie es mit dem Vorverurteilen, dem Verurteilen, mit dem Steinewerfen bei uns Menschen aussieht: zum Beispiel durch das Reden: wird wirklich zuerst der Mensch gesehen, sein Werdegang, seine Geschichte, seine Ängste und Nöte und Sorgen, und warum er so geworden ist? Vielleicht fällt dann das Verurteilen weg und weicht einer fairen ehrlichen Auseinandersetzung unter vier Augen, bei der Versöhnung möglich ist und bei der auch das Wort der Entschuldigung Platz hat. Menschen verstehen lernen heißt dann aber nicht,  Schuld vertuschen, sondern Hilfe anbieten zum Verarbeiten in einem oft mühsamen, langen Weg.   
Liebe, also Caritas leben hat hier noch nicht mit Geld zu tun, sondern mit der Haltung der Achtung vor jedem Menschen, auch wenn dieser Mensch noch so schlimme Dinge angestellt hat.