1. Fastensonntag-26.02.2023

Der Teufel ist listig: Er lädt nicht unmittelbar dazu ein, Böses zu tun; stattdessen lockt er mit falschen Vorstellungen des Guten und gibt vor, dass das, was wirklich zählt, die Macht ist, mit allem, was dazu dient, die elementaren Bedürfnisse zu befriedigen. Auf diesem Weg wird Gott zweitrangig, wird zu einem bloßen Mittel, bis er am Ende unwirklich wirkt, nicht mehr zählt, aus unserem Leben verschwindet. Was in den Versuchungen letztendlich wirklich auf dem Spiel steht, ist der Glaube, weil Gott auf dem Spiel steht. In den entscheidenden Augenblicken unseres Lebens, aber genaugenommen in jedem Augenblick, stehen wir vor einer Wahl: wollen wir Gott folgen, oder unserem Ich? Suchen wir unseren persönlichen Nutzen, oder das wahre Gute, das, was wirklich gut ist?

Die Kirchenväter haben uns gelehrt, dass die Versuchungen Teil des „Abstiegs“ Jesu in unsere menschliche Natur sind, die vor dem Abgrund der Sünde und ihrer Folgen steht. Diesen „Abstieg“ ist Jesus bis zum Äußersten gegangen, bis hin zu seinem Tod am Kreuz; ein Abstieg in die Unterwelt der Entfernung von Gott. Dadurch wurde er zur Hand, die Gott uns Menschen reicht, die wir das verlorene Schaf sind, um uns zu retten. Augustinus schreibt, Jesus habe von uns die Versuchungen angenommen, um uns im Tausch dafür seinen Sieg über sie zu geben. Wir dürfen daher keine Angst haben, ebenfalls den Kampf gegen den bösen Geist aufzunehmen: wichtig ist nur, dass wir diesen Kampf mit ihm, mit Christus führen, denn er ist der Sieger. 

 

Benedikt XVI