2. Fastensonntag-25.02.2024

Zieh weg aus deinem Land! Der Anruf an Abram, dem Sohn Terachs, ist ohne Alternative. Mit seinem Vater und der ganzen Sippe war Abram aus Ur in Chaldäa ausgewandert, um nach Kanaan zu ziehen. (vgl. Gen 16,31) Doch sie kamen nur bis Haran und siedelten sich dort an. Abram lebte dort mit seiner Frau Sarai kinderlos, bis Gott ihn auffordert: “Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.” (Gen 12,1) Keine Route wird angegeben, kein Ziel. Nur: Zieh weg! Abram ist nicht mehr jung; mit seinen 75 Jahren dürften ihm eher Beständigkeit und ein ruhiger Lebensabend vor Augen gestanden haben als ein Aufbruch ins Ungewisse. Gottes Verheißungen sind allerdings grandios! “Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.” Und Abram reagiert. “Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte,” (V. 4a) Er zieht los mit einem solch vertrauensvollem Glauben, dass er zum Vater aller Gläubigen wird. Eine Gottesbegegnung, eine Gotteserfahrung und als Reaktion ein tief vertrauender Glaube, der Sicherheit schenkt – das wünschen sich viele Menschen. Es wäre eine Bestätigung und eine schöne, glasklare Versicherung. Auch Petrus, Jakobus und Johannes werden sich das vielleicht auch gewünscht haben. Doch als es passiert, ist alles anders als erhofft. Jesus hat ihnen erzählt, dass die, die ihm nachfolgen wollen und werden, keine sichere, unangefochtene Existenz zu erwarten haben. Er spricht schon kurz nach der ersten Leidensankündigung von der Möglichkeit, dass der Jünger um Jesu willen das kurze irdische Leben verlieren wird – um es aber für ewig wiederzugewinnen. (vgl. Mt 16,24f) Doch scheinen es die Apostel noch nicht verstanden zu haben. Sie erleben eine Gotteserfahrung, eine mit menschlichen Sinnen wahrnehmbare Erfahrung der göttlichen Herrlichkeit Jesu. Dass zwar kostbare Momente der Gotteserfahrung geschenkt werden von Zeit zu Zeit, die Mut geben für bestimmte Aufgaben, das sie aber nicht als Daueraufenthalt hier auf der Erde gedacht sind. Möglich war dies nur, weil Jesus diesen Weg zuerst gegangen ist. Er ist das Licht und hat uns das Licht gebracht, das keine Finsternis mehr verdunkeln kann. 

                                                                                            Maria Anna Leenen