6.So.i.Jkr.-12.02.2023

GUTE GRÜNDE, UM ZU VERGEBEN

Eindrucksvoll beschreibt Walter Kohl, der Sohn von Helmut Kohl, welche Kraft im Vergeben liegt. In seinem autobiografischen Buch »Leben oder gelebt werden. Schritte auf dem Weg zur Versöhnung« setzt er sich mit seiner verhassten Rolle als Sohn des deutschen Bundeskanzlers auseinander, in dessen Schatten er immer gestanden hatte.

Walter Kohl haderte mit seinem Schicksal und versteinerte innerlich immer mehr, bis er den Wert der inneren Aussöhnung für sein Leben erkannte. Er entdeckte sie als eine Kraft, die ihn zu sich selbst bringt.

Seine weichenstellende Erfahrung war:
Vergebung hilft, heilt und wandelt von innen her. Sie bewirkt, dass man Frieden mit dem Unabänderlichen zu schließen vermag und dass man »endlich leben kann, ohne gelebt zu werden«.
Schmerzende, negative Energie wandelt sich in heilende, positive Energie, in Freude, Kreativität und Harmonie.

Kraft des Vergebens kann Kohl schließlich auch seinen Eltern mit einem neuen Denken versöhnt begegnen.

Die Geschichte von Walter Kohl zeigt, was vielleicht auch Sie in Ihrem eigenen Leben oder im Leben anderer erfahren haben: Vergeben ist ein Weg, der in die Freiheit führt. Statt auf Dauer Gefangene unserer verletzten Gefühlen und Gedanken zu bleiben, finden wir zu einem neuen Einverständnis mit uns selbst und unserer Geschichte. Zugleich wachsen der Friede mit anderen und die Freude am Leben.

 

Aus: Melanie Wolfers, Die Kraft des Vergebens. Wie wir Kränkungen überwinden und neu lebendig werden.
Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.